Der Frühling naht und der „Wintermantel“ muss abgelegt werden, so auch bei den Bentheimer Landschafen der Arbeitsgemeinschaft für Naturschutz Tecklenburger Land. Schon früh am Morgen ist Schäfermeister Jürgen Schienke auf den Beinen um alles für die Schafschur vorzubereiten. Die Schafherde, die vor kurzem in einen offenen Stall auf dem Hof Heemann an der Erpenbecker Straße in Lengerich geführt wurde, steht dicht gedrängt in zwei der vier Stallabteile. Die Tiere sind trotz der Enge ruhig aber aufmerksam. Sie spüren offensichtlich, dass der Tag ihnen etwas Besonderes bringen wird. Jürgen Schienke bringt derweil Vorrichtungen an für die Schermaschinen und baut aus Stallgittern einen Trichter, durch den die Schafe einzeln in ein kleines Vorgatter gelassen werden können. Dann stehen plötzlich viele Leute auf dem Hof, die Schafscherer sind mit 5 Leuten und Ausrüstung angereist, hinzu kommen die jungen Mitarbeiter der ANTL, die während der Schur die Wolle in große Säcke stopfen müssen. Die Schafscherer, die über Land reisen und tagtäglich einer anderen Schafherde aus ihrem Wollkleid helfen, verstehen ihr Handwerk, nur ein paar Minuten und die vier Arbeitsplätze sind eingerichtet. Dann beginnt die eigentliche Arbeit. Jeder Griff sitzt. Ein Mann führt den Schafscherern die Schafe zu, die Scherer bringen die Schafe in Windeseile auf einem niedrigen Podest in eine Sitzposition, den Rücken des Schafes gegen die Beine des Schafscherers gestützt und beginnen mit der Schur am Bauch, dann Vorderbeine, Hals und Nacken. Es surren die Schermaschinen über die langen Rückenpartien und über die Hinterbeine, zum Schluss noch der Schwanz. Nach etwa drei Minuten sieht das Schaf eher aus wie eine weiße Ziege denn wie ein Wollschaf. Ein wenig verstört wird das Schaf in die Freiheit entlassen, wo in den zwei bisher leeren Schafabteilen zur Belohnung frisches Heu wartet. Nach und nach werden alle ANTL-Schafe an nur einem Tag dieser Prozedur unterzogen. Bei den geschorenen Schafen werden die dicken Bäuche sichtbar, Zeichen dafür, dass bald die ersten Lämmer geboren werden. Wenn diese dann etwas kräftiger sind, wird der ANTL-Schäfer den Stall verlassen und auf die Wanderschaft entlang des Teutoburger Waldes zwischen Brochterbeck und Lienen gehen.