Die ANTL  möchte am „Tag der Biodiversität“ am 22. Mai 2022 auf die zu schützende Natur um uns herum aufmerksam machen. Biodiversität oder biologische Vielfalt setzen viele mit Artenvielfalt gleich. Doch macht diese nur einen Teil des Begriffs aus. Biodiversität umfasst neben der Artenvielfalt auch die Vielfalt der Lebensräume und die genetische Vielfalt. In einem funktionierenden Ökosystem leben Pflanzen und Tiere, wozu auch der Mensch zu zählen ist, von und miteinander. Jede Art hat einen festen Platz im großen Netz des Lebens, aber dieses Netz hat bereits Löcher und ist an vielen Stellen brüchig geworden. Immer mehr Arten fallen durch dieses Netz oder hängen am „seidenen Faden“. Fehlt z. B. eine bestimmte Wirtspflanze, da sie in unserer Agrarlandschaft und Städten keine geeigneten Lebensbedingungen mehr findet, kann sich auch ein auf sie angewiesener Schmetterling nicht mehr vermehren. Trocknen Bäche und Feuchtwiesen aus, ist dies problematisch für Amphibien und Wiesenvögel. Durch genetische Vielfalt innerhalb einer Art sind Tiere und Pflanzen gewappnet gegen Krankheiten und Fressfeinden und sorgen so z. B. durch Resistenzbildungen für den Arterhalt. Die von Imkern gehaltenen Honigbienen erledigen zwar einen großen Teil der Bestäubung der meisten Nutz- und Wildpflanzen, aber auch die Wildbienen, zu denen die Hummeln gehören, erbringen diese Leistung. Wir brauchen mehr Blühflächen, am Feldrand, in den Städten und in den Privatgärten. Von einer intakten Natur profitiert auch der Mensch – nicht nur im touristischen Sinne.  

Durch menschliches Handeln und Wirtschaften und auch durch den menschengemachten Klimawandel sind viele Ökosysteme bedroht. Eine ausgeräumte und intensiv genutzte Agrarlandschaft, Monokulturen auch im Wald, Verkehrswege und sich ausdehnende Städte und eine Übernutzung touristischer Bereiche machen vielen Pflanzen und Tieren das Leben und Überleben schwer.  

Zur Förderung der biologischen Vielfalt gibt es sowohl auf europäischer als auch auf Bundes- und Kreisebene verschiedene Strategien und Projekte. Vor Ort setzt sich die ANTL schon seit einigen Jahrzehnten für die Natur des Tecklenburger Landes ein. Gefährdete Arten werden mit besonderen Maßnahmen geschützt, indem z. B. Nistkästen als alternative Nistmöglichkeiten angeboten werden und Gelege seltener Arten geschützt werden. Der beste Artenschutz ist aber immer noch der Biotopschutz. So engagiert sich die ANTL mit der Schafbeweidung für eine nachgewiesen reichhaltige Flora auf den Kalkmagerrasen, die dann einen Insektenreichtum nach sich zieht. Nebenbei liefern die Schafe auch hochwertiges Fleisch, das als kulinarischer Leckerbissen geschätzt wird. Der Erhalt des Recker Moores und den Bestrebungen einer dauerhaften Wiedervernässung hilft dem natürlichen Klimawandel entgegen zu wirken und dient den wenigen verbliebenen Feuchtwiesenvögeln als Brutstätte. Daneben sind dort nur im Moor lebende Insekten anzutreffen. Wertvolle Biotope sind zugleich Streuobstwiesen und alte Obstbäume. Sie sind nicht nur Lebensraum für Flora und Fauna, sondern beinhalten auch ein reichhaltiges Genpotential durch die Sortenvielfalt, die dort anzutreffen ist. Die Streuobstwiesenpflege und das ANTL-Projekt des Streuobstwiesen-Apfelsaftes dient dem Erhalt eben dieser Sortenvielfalt und ist kulturelles Erbe, das es zu erhalten gibt.  

Zur Förderung der Biodiversität bietet die ANTL im Tecklenburger Land seit einigen Monaten eine Biodiversitätsberatung an. In einer monatlichen Sprechstunde und durch Einzelberatung können sich Privatleute oder Firmen informieren, ihre Gärten, Firmengelände oder landwirtschaftlichen Höfe naturnah zu gestalten, um dem Artensterben entgegen zu wirken.  

Klimaschutz mit Biodiversität zu verbinden ist das ZIel der ANTL beim Ausbau der Solarenergie. Die ANTL arbeitet aktiv am Runden Tisch Solarenergie des Kreises mit, um die Belange des Naturschutzes und der Biodiversität bei den Planungen, vor allem bei Flächenphotovoltaik oder Agri-PV, zu berücksichtigen.

Artenverluste und Gefährdungen der Natur abzuwenden, sind schon lange Themen in Naturschutzvereinen, so auch in der ANTL. So nutzt die ANTL ihre rechtlichen Möglichkeiten der Einflussnahme auf politische Entscheidungen, z. B. bei Bauvorhaben. Und das Wissen um eine intakte Natur und der Notwendigkeit, diese zu erhalten, weitergegeben wird, engagiert sich die ANTL im Umweltbildungsbereich. Kinder, die Natur kennen und lieben gelernt haben, werden sich morgen für die Natur verantwortlich fühlen und für den Erhalt der Biodiversität stark machen. 

Beim Mühlentag am Pfingstmontag, 6. Juni von 11.00 – 17.00 Uhr, kann nicht nur die historische klimaneutral betriebene Sägemühle von Haus Marck beim Schausägen bestaunt werden, sondern es können auch die oben benannten ANTL-Produkte, Lammfleisch und Streuobstwiesenapfelsaft, gekostet werden. Dort kann man sich über die Arbeit der ANTL und Möglichkeiten der Erhöhung der Biodiversität informieren. Informationen gibt es auch auf dieser Internetseite. Hier werden unter den Rubriken „Naturschutz“ und „Mitmachen“ viele Wege aufgezeigt, sich im Naturschutz vor Ort zu engagieren.