Recker Moor

Mit dem „Recker Moor“ beginnt die Geschichte der ANTL Mitte der 70er Jahre und auch heute noch – fast 50 Jahre später – bildet die Landschaftspflege und die Entwicklung des Recker Moores einen Arbeitsschwerpunkt des Vereins.

Überblick

  • Beginn der Vermoorung vor etwa 6000 Jahren aus einem Kiefern-Birken-Bruchwald,
  • um 1700: größte Ausdehnung auf über 50 Quadratkilometer, von dieser Zeit an beginnt der Zerstörung: erste Handtorfstiche zur Gewinnung von Brenntorf und Stalleinstreu auf preußischer (heute: nordrheinwestfälischer) Seite, später durch Moorbrandkultur erste Weiden und Äcker am Rande des Moores,
  • 1870 Bau des Moorkanals im Süden, der das Wasser in Richtung Hopsten abführt, ab 1915 systematische Entwässerung; auf hannoverscher (heute: niedersächsischer) Seite Bau des Dorfes Rothertshausen mitten ins Moor hinen; der Moorkörper fällt zusammen und hört auf zu wachsen,
  • 1939 Bau des Grenzgrabens im Norden,
  • 1951: noch 50 Birkhähne balzen im „Vinter Moor“, Beginn des maschinellen Torfabbaus von Osten her zur Gewinnung von Gartentorf (Blumenerde)
  • 1952: Dr. Fritz Runge, Naturschutzbeauftragter Westfalens, fordert die Unterschutzstellung von 370 ha Hochmoorheide,
  • 1971: eine Kernfläche von 53 ha wird Naturschutzgebiet ,
  • 1976: Gründung der ANTL, deren Hauptarbeitsgebiet das Recker Moor ist: Entbirken der Flächen, Bau von Torfdämmen, Beobachtung und Kartierung von Pflanzen und Tieren des Moores,
  • 1981: Managementplan der LÖLF zur Entwicklung des Recker Moores,
  • 1986: das „Mettinger Moor“ wird unter Schutz gestellt,
  • 1991: Torfabbau wird auch auf niedersächsischer Seite endgültig eingestellt,
  • 1995: NSG „Recker Moor“ 290 ha, NSG „Mettinger Moor“ 128 ha, Wasser des Grenzgrabens wird vor dem Moor nach Niedersachsen geleitet,die entscheidende Voraussetzung zur Schließung des Grenzgrabens,
  • 1998: Die ANTL übernimmt im Auftrage des Kreises Steinfurt die Pflegearbeiten des „Recker Moores“,
  • 1999: die auf Anregung der ANTL-Arbeitsgruppe angelegten Dämme zur „Polderung“ von Moorflächen bringen die Vernässung deutlich voran.

Fortschritte im Naturschutz: Das „Recker Moor“

Als unheimliche Welt zeigte sich den Menschen früherer Jahrhunderte das Moor, und immer schon war’s „schaurig, über das Moor zu gehen“. Auch im Norden des heutigen Kreises Steinfurt dehnten sich noch im 17. Jahrhundert auf über 50 Quadratkilometern unwegsame Sumpfgebiete aus, und für die Bewohner des Tecklenburger Landes gab es weder festen Weg noch Steg nach Norden. Eine ganz eigene Lebensgemeinschaft von hochspezialisierten Pflanzen und Tieren hatte sich genau an diese fast baum- und strauchlose, tiefgründig nasse Ebene angepasst, die mit ihren dunklen Wasserlöchern und einem feucht nebeligem Klima den Anwohnern unwirtlich erscheinen musste. Irgendwo wurde hier im 18.Jahrhundert durch diese siedlungsfeindliche Landschaft schnurgerade die Grenze zwischen den Königreichen Preußen und Hannover gezogen.

Etwa 6000 Jahre hatte das Moor gebraucht, um sich von einer staunassen, sandigen Senke mit schütterem Kiefern-Birken-Bruchwald zum Hochmoor zu entwickeln. Wurzellos wuchsen die Torfmoospflanzen auf sich selbst empor, denn durch die bei ihrem Stoffwechsel gebildeten Säuren können die abgestorbenen Pflanzenteile nicht abgebaut werden: es entstand Torf. Ohne Kontakt zum Grundwasser können sie in ihren Blättern und selbst in den unteren abgestorbenen Teilen Wasser aus Regen, Tau und Nebel speichern, und so erhob sich die Mooroberfläche mehr und mehr über das Niveau der Umgebung hinaus. Bäume und Sträucher, Heidekraut-gewächse, Schilf und Riedgräser wurden langsam verdrängt; es entstand ein Hochmoor.

Mit dem Beginn der Nutzung des „Vinter Moores“ durch den Menschen im 17. Jahrhundert nahm auch der fortschreitende Niedergang dieser einzigartigen Urlandschaft seinen Lauf. Um Torf als Stalleinstreu und Heizmaterial stechen zu können, wurden an den Rändern des Moores Gräben zur Entwässerung gezogen. Große Flächen zerstörte dann aber erst die Moorbrandkultur, die Äcker zum Buchweizenanbau und Wiesen für eine bescheidene Landwirtschaft auf ärmsten Böden schuf.

1870 wurde im Süden der Moorkanal gebaut, der das Wasser nach Hopsten abführte. Die nun mögliche systematische Entwässerung und großräumige Erschließung setzte 1915 ein. Der Landeshauptmann Rothert ließ ein ganzes Dorf auf den Moorboden setzen, das heutige Rothertshausen. Die Kleinsiedler begannen, auch den letzten noch verbliebenen damals hannoverschen Teil des Moores urbar zu machen

Selbst in den innersten Bereiche fiel die Torfmächtigkeit von ehemals drei Metern auf zwei Meter zusammen: der Moorkörper hatte aufgehört zu wachsen. Die Vernichtung dieses wertvollen Ökosystems führte unweigerlich zum Verlust vieler ohnehin vom Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten.

Erste Ahnungen, dass hier unersetzbare Naturlandschaften auf immer zu verschwinden drohten, zeigte bereits 1915 die „Preußische Staatliche Stelle für Naturdenkmalpflege“ in Berlin. Sie empfahl dringend: „Jede Provinz möge doch einige ihrer Hochmoore schützen und erhalten.“ Konsequenzen für das Vinter Moor hatte das jedoch nicht.

1939 zog man auch im Norden des restlichen Moores auf der Grenze zum heutigen Niedersachsen einen über zwei Meter tiefer Entwässerungsgraben.

Seit Beginn der 50er Jahre wurde der Torfabbau maschinell betrieben und fraß sich nun Hektar um Hektar von Osten her in die verbliebene Fläche hinein. Gartentorf, in seiner Wirkung als Bodenverbesserer völlig überschätzt, kam in Mode.

Das Verschwinden der letzten Moorflächen schien unmittelbar bevorzustehen, als 1952 der „Provinzialbeauftragte für Naturschutz und Landschaftspflege für den Bereich der Verwaltung des Provinzialverbandes Westfalen“ Dr. Fritz Runge die Unterschutzstellung einer typischen Hochmoorheide in der Größe von 370 Hektar nach Absprache mit dem Landkreis Tecklenburg beim Regierungspräsidenten in Münster anregte. In diesem Zusammenhang wurde berichtet, daß im Jahr 1951 auf den zu schützenden Flächen noch etwa 50 Birkhähne gebalzt hätten. In einem ersten großen Erörterungstermin der Behörden 1955 wurde vom Landeskulturamt (dem späteren Amt für Agrarordnung) und der Landwirtschaftskammer festgestellt, dass kaum noch schützenswerte Flächen vorhanden seien. Unter Berücksichtigung der Interessen des Torfwerkes Mettingen sollte ein Schutzgebiet von 30 Hektar ausgewiesen werden. Dabei wurde zugesichert, dass hier auch erstmals Belange des Naturschutzes berücksichtigt würden.

Neben den erfolglosen Bemühungen der Behörden versuchten sich Dr. Helmut Beyer, Leiter der Biologischen Station „Heiliges Meer“ und Naturschutzbeauftragter von Westfalen und Wilhelm Decking, Vermessungsdirektor aus Mettingen mit ihren Ideen zur Rettung der inzwischen kümmerlichen Reste des einstmals großen Moores Gehör zu verschafften.

Fast zehn Jahre zähen Ringens um Verständnis sollten noch vergehen, ehe 1971 die erste Kernfläche von 53 Hektar vom Kreis Tecklenburg im Auftrage des Regierungspräsidenten unter Naturschutz gestellt wurde, das war gerade noch 1% des ursprünglichen Moores!

Aber wie hatte sich das Moor entwickelt! Großflächig war es abgetorft und durch ein engmaschiges Netz von Entwässerungsgräben zerschnitten. Ein dichter Wald von Weiß- und Moorbirken hatte sich angesiedelt, durchsetzt von Weiden, Erlen und Kiefern. Heidekraut stockte auf den trockengefallenen Torfrücken. Auf einigen dürftigen Weideflächen stand Vieh und rupfte an verstreuten Grasbüscheln

In unermüdlichem Einsatz versuchten seit 1975 ehrenamtliche Naturschützer, von denen sich einige ein Jahr später zur Arbeitsgemeinschaft für Naturschutz Tecklenburger Land (ANTL) zusammenschlossen, die Entwicklung zurückzudrehen. Sie rodeten die Birken, die dem Boden allzuviel Wasser entzogen, schlossen die Binnengräben durch Torfdämme und renaturierten Wege. Aber die nicht endende Knochenarbeit schien hoffnungslos zu sein, allzu viele Moorparzellen waren noch in Privatbesitz. Hier blieb der Wald erhalten, und die Bäume streuten Jahr für Jahr die Flugsamen über die Gegend. Grenzgraben im Norden und Moorkanal (heute „Bardelgraben“) im Süden sogen das Wasser aus den Flächen, und auf den trockenen Torfrippen sproß junger Birkenaufwuchs wie Rasen. Aber auch von Recker Bürgern gab es heftigen Widerstand gegen die Naturschützer, die Bäume abholzten und nur öde Flächen hinterließen. Es war ein Lernprozeß für den jungen Naturschutzverein, dass er seine Ziele erklären und für seine Arbeit Verständnis in der Bevölkerung wecken musste.

1976 wurde in Recke das Flurbereinigungsverfahren eingeleitet. Ehrenamtliche Naturschützer sahen die Agrarneuordnung äußerst kritisch, da mit dem damals ausschließlichen Ziel der Produktionssteigerung der Landwirtschaft die Landschaft in großem Umfang ausgeräumt wurde. Hier aber bot sich durch dieses Instrument die seltene Möglichkeit, große Flächen für den Schutz des Recker Moores durch Ankauf zu sichern. Nach einer Vorlaufzeit von zehn Jahren legten erste kartographische Darstellungen eines „Managementplanes“ der LÖLF*) 1981 die zukünftigen Entwicklungsziele im Naturschutzgebiet und die dafür notwendigen Maßnahmen fest.

Die detaillierten textlichen Erläuterungen stehen allerdings bis heute noch aus. 1983 erfolgte die einstweilige Sicherstellung weiterer Moorflächen, die eine für den Schutz der Natur nachteilige Veränderung verhindern sollte. Der Kreis Steinfurt begann zügig, große Teile des Gebietes aufzukaufen. Da auch im Mettinger Moor Probleme zu lösen waren, wurde 1986 dort ein vereinfachtes Bodenordnungsverfahren eingeleitet. Im Rahmen des Feuchtwiesenschutzprogramms des Landes Nordrhein-Westfalen konnten zusätzlich viele Hektar unter Schutz gestellt werden. Die alte Schutzverordnung zum „Vinter Moor“ wurde aufgehoben und 1987 durch die an sich wenig passenden Feuchtwiesen-Grundschutz-Verordnungen „Recker Moor“ und „Mettinger Moor“ ersetzt. Deren äußerst geringe Schutzfunktion konnte in diesem Fall vielleicht akzeptiert werden, weil der Landkreis Eigentümer der wichtigsten Flächen war. So umfaßte das Naturschutzgebiet im Jahre 1995 fast 290 Hektar im Recker Moor und 128 Hektar auf dem Gebiet des ehemaligen Mettinger Moores. Der Ankauf von Grundstücken und die Vergrößerung des Naturschutzgebietes werden bis heute fortgesetzt

Was blieb, war der fortwährende Wasserentzug von zwei Seiten durch den Grenzgraben im Norden und den Bardelgraben im Süden, der das Entbirken zur aussichtslosen Dauerbeschäftigung werden ließ. Neben den ehrenamtlichen Naturschützern und zwei von ihnen eingestellten Zivildienstleistenden beschäftigte der Kreis inzwischen auch hauptamtliche Kräfte. Unüberwindbar erschien der Konflikt zwischen Naturschutz, der den Wasserspiegel im Moorkörper zur weiteren Vernässung möglichst hochhalten wollte, und Landwirtschaft, die ihre angrenzenden Wiesen für das Vieh trittfest halten mußte und damit auf Entwässerung bestand. Das Amt für Agrarordnung Münster (heute: Coesfeld) setzte hier im Rahmen der Flurbereinigung eine beispielhafte Lösung durch: der Bardelgraben wurde um etwa 300 Meter nach Südwesten verlegt und entwässert nun nur die landwirtschaftlichen Flächen aber nicht mehr das Moor. Die etwa 100 ha Wiesen bis zum Moor wurden festgeschrieben als Landschaftsschutzgebiet „Bardelgraben“ mit Grünlandcharakter, in dem das Amt für Agrarordnung mit 30 Landwirten Bewirtschaftungsverträge zur extensiven Nutzung abgeschlossen hat. Die Naturschutzvertreter hätten es zwar lieber gesehen, wenn dieses Gebiet auch in das Feuchtwiesenschutzprogramm einbezogen worden wäre und damit ohne Gräben und Dränierung als eine wirksame Pufferzone umweltschonend bewirtschaftet würde, aber so weit mochten die Recker Bauern nun doch nicht gehen. Auch die unbedingt gebotene Einstellung der Unterhaltungsmaßnahmen am alten Bardelgraben entlang des Moores wird wohl erst möglich sein, wenn alle anliegenden Grundstücke im Eigentum des Kreises sind.

Endlich wurde 1991 der gewerbliche Abbau des Moores auch auf niedersächsischer Seite beendet, das Torfwerk stellte seinen Betrieb ein. Als Anekdote mag der Vorschlag der Gemeinden Recke und Neuenkirchen in die Geschichte eingehen, Lokomotive, Waggons und Schienen der alten Torfbahn zu touristischen Zwecken zu nutzen. Der Zug sollte die Besucher von Rothertshausen aus quer durch das Moor fahren, und weil die Gleise nur bis zur Hälfte der Strecke gereicht hätten, wären die Fahrgäste in der Mitte des Naturschutzgebietes umgestiegen, um in Ponykutschen nach Recke zu fahren.

Als letztes großes Problem bleibt die Aufhebung des nördlichen Grabens zu lösen. Die Grenze zu Niedersachsen war jahrzehntelang auch die Grenze des Schutzes der Landschaft. Immer wieder wurden Pläne ersonnen und wieder verworfen.

Erschien einmal die Möglichkeit sinnvoll, den Graben zu verrohren, so schlug man ein anderes Mal vor, eine starke Kunststoffolie bis in den mineralischen Boden einzuziehen, die das Wasser im Moor halten sollte. Auch ein Schöpfwerk, das das Wasser des Grenzgrabens in den Bardelgraben heben könnte, wurde ernstlich diskutiert . An der durchaus verständliche Forderung der angrenzenden niedersächsischen Landwirte, ihre Flächen wirksam entwässern zu können, scheiterten alle Versuche einer Problemlösung im Interesse des Recker Moores.

1992 endlich konnte der Kreis Steinfurt für dieses Vorhaben eine erfolgversprechende Planung vorlegen. Um einerseits die Entwässerung der oberhalb liegenden landwirtschaftlichen Flächen sicherzustellen, andererseits den Grenzgraben am Moor entlang von seiner Funktion befreien zu können, musste das ankommende Wasser durch einen Verbindungsgraben am Moor vorbei in den südlichen Straßenseitengraben von Rothertshausen eingeleitet werden. Da dieser durch zahlreiche enge Rohrdurchlässe allerdings nur begrenzt aufnahmefähig ist, war der Bau eines eineinhalb Hektar großen Regenrückhaltebeckens im Zulauf des Verbindungsgrabens notwendig. Diese umfangreichen Baumaßnahmen konnten 1995 abgeschlossen werden. Obwohl nun ohne Oberlauf, entwässert der Grenzgraben noch immer die anliegenden Acker- und Wiesenflächen in Niedersachsen – und das Moor. Erst wenn es gelingt, auf niedersächsischer Seite eine Pufferzone zu erwerben, die der Vernässung überlassen werden kann, wird es möglich sein, den Grenzgraben abschnittsweise durch Torfdämme zu schließen. Zur Zeit bemühen sich der Kreis Steinfurt, das Amt für Agrarordnung Coesfeld und das Amt für Agrarstruktur Osnabrück grenzübergreifend gemeinsam, aus dem von privater Hand erworbenen Kreishof Rothertshausen durch Kauf und Tausch Flächen umzulegen, zu kaufen oder zu pachten, um endlich am Recker und am Mettinger Moor entlang eine mindestens 90 Meter breite Schutzzone als Pufferstreifen zu schaffen.

Vom Jahre 1998 an bekam die ANTL die Pflegearbeiten im Moor vom Kreis Steinfurt übertragen. Karl-Heinz Löckener, früher Zivildienstleistender und langjähriger ehrenamtlicher Mitarbeiter des Naturschutzvereins wurde hauptamtlich angestellt. Er übernahm und koordinierte die Arbeiten mit Zivildienstleistenden, Umschülern und privaten Helfern.

Der ANTL-Arbeitsgruppe „Recker Moor“ ging die Vernässung der Flächen zu langsam voran. Seitdem der Managementplan der LÖBF im wesentlichen umgesetzt war, schien die Entwicklung nicht mehr recht voranzukommen. Die Naturschützer schauten sich im nahen Niedersachsen um und regten an, nach den dortigen beeindruckenden Beispielen Dämme zur „Polderung“ um einzelne Moorflächen zu ziehen, um das Oberflächenwasser daran zu hindern, abzufließen. Schon im Winter 1999 / 2000 zeigten weite Wasserflächen, dass diese vom Kreis durchgeführten Maßnahmen die Vernässung deutlich vorangebracht hatten.

Ob und wieweit sich das Moor jemals wieder regenerieren kann, vermag heute noch niemand abzuschätzen. Die bisherigen Maßnahmen haben aber erste Erfolge erzielt. Der Wasserspiegel im Moor steigt langsam. In einzelnen nassen Vertiefungen wachsen bereits wieder sechs Arten von Torfmoosen, Wollgras und Moosbeere breiten sich aus und Rosmarienheide streckt ihre kriechenden Triebe zwischen die Bulten des Pfeifengrases. Auch die botanischen Kostbarkeiten Mittlerer und Rundblättriger Sonnentau sind wieder heimisch geworden. Die charakteristischen Vögel der Feuchtgebiete nehmen stetig zu. Großer Brachvogel, Uferschnepfe und Krickente brüten regelmäßig. Das Braunkehlchen scheint sich wieder anzusiedeln. 1995 zeigte sich der Waldwasserläufer, über 500 Kiebitze und sogar einige Kraniche rasteten als Durchzügler. Überwinternde Kornweihen nutzen das Moor als Schlafplatz, Wiesen- und Rohrweihe jagen im Schutzgebiet. Als weitere bedrohte Tierarten sind die Kreuzotter, die Schlingnatter, der Moorfrosch und die Bergeidechse anzutreffen. Von den Insekten fallen besonders die Libellen auf, von denen bisher 18 Arten gefunden wurden.

Obwohl allein die Umsetzung der geplanten Vorhaben sich noch weit in dieses Jahrtausend hinziehen wird, zahllose Birken entfernt und Gräben geschlossen werden müssen, zeigen deutliche Fortschritte, dass Naturzerstörung rückgängig gemacht werden kann und unter Wahrung landwirtschaftlicher Belange mit erheblichem Aufwand an Engagement und finanziellen Mitteln, wieder Refugien für unsere bedrohte Tier- und Pflanzenwelt geschaffen werden können.

*) LÖLF = Landesanstalt für Ökologie, Landschaftsentwicklung und Forstplanung Nordrhein-Westfalen, Recklinghausen (heute LÖBF = Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten)

Der Text wurde dem Band „Unser Kreis 1997“, Jahrbuch für den Kreis Steinfurt entnommen und ergänzt.

Für die freundliche Unterstützung danke ich dem Amt für Agrarordnung Coesfeld und der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Steinfurt.

Rainer Seidl (2000)