Anlage und Gestaltung von naturnahen Gartenteichen

Naturnah ist ein Gartenteich dann, wenn er einer möglichst großen Vielzahl einheimischer Pflanzen und Tieren Lebensraum bietet.

  1. Auf ökologisch wertvollem Gelände ( z.B. in feuchten Senken, Quellbereichen ) dürfen Kleingewässer nicht angelegt werden. Die überplante Fläche sollte unbedingt vorab botanisch und zoologisch erfaßt und bewertet oder wenigstens von einem Sachkundigen besichtigt werden.
  2. Grundwassergespeiste Kleingewässer gewähren eine kontinuierliche Wasserführung, jedoch wird mit jedem weiteren Grundwasseranschnitt das Potential grundwasser-beeinträchtigender Belastungsprozesse gesteigert. Die Neuanlage von Gewässern auf natürlich vorhandenen Dichtungsmassen im Boden sind deshalb besonders zu fördern, Gewässer mit künstlichen Dichtungen (Folien u.a.) sind daher nur als zweitbeste Alternative zu akzeptieren.
  3. Da viele Kleingewässer von Amphibien angenommen werden, sollte keine stärker befahrene Straße in unmittelbarer Nähe liegen.
  4. Die Wasserfläche sollte 500 qm nicht übersteigen. Mehrere kleine Gewässer sind sinn-voller als eine große Wasserfläche.
  5. Je länger die Uferlinie ist, desto zahlreicher werden sich unterschiedliche Uferbiotope entwickeln. Es sind also Buchten, Halbinseln und Inseln einzuplanen. Abzulehnen sind runde, ovale oder geradlinig eckige Formen.
  6. Die Neigung der Uferböschung soll wechselnd zwischen 1 : 5 und 1 : 15 angelegt sein. Besonders wertvoll sind Flachwasserzonen von 10 bis 30 cm Tiefe. Ein Uferbereich soll als Steilwand für den Eisvogel gestaltet werden, wenn es die Bodenart zuläßt.
  7. Soll der Teich als Lebensraum von Amphibien dienen und/oder Schwimmblatt-gewächse angesiedelt werden, muss er mehr als 100 cm tief sein, damit er im Winter nicht bis zum Boden durchfriert. Der Hauptbereich soll eine Tiefe von etwa 30 bis 60 cm haben. Andererseits kann gerade die Tatsache, dass der Teich durchfriert, sicherstellen, dass ein unerwünschter Fischbesatz sich nicht über mehrere Jahre halten kann.
  8. Die Ufer sollen möglichst nicht bepflanzt sein, sondern der natürlichen Besiedlung überlassen bleiben. Sind Anpflanzungen unumgänglich, dann ist nur bodenständiges und standortgerechtes Pflanzgut sparsam zu verwenden und zu bedenken, dass ein Kleingewässer innerhalb weniger Jahre völlig zuwachsen und verlanden kann. Pflanzen sind keinesfalls aus der Natur zu entnehmen, sie lassen sich meist leicht von anderen Teichbesitzern beschaffen.
  9. Am Nordufer sollten sandige oder steinige Uferbereiche als Sonn- und Fangplätze für Amphibien und Libellen angelegt werden. Der Uferbereich sollte nur zu etwa 30 bis 50% beschattet werden. Notwendig sind Randstreifen von mehreren Metern Breite, die naturbelassen ausschließlich mit einheimischen Kräutern und Laubgehölzen bewachsen sind. Sinnvoll ist eine Anpflanzung von Weidengebüsch in etwa 5 bis 10 m Entfernung vom Ufer für auf Weiden spezialisierte Libellenarten. In unmittelbarer Nähe sollte ein Teich nicht oder nur äußerst sparsam mit Gehölzen bepflanzt sein, da verstärkter Laubeintrag eine Nährstoffanreicherung zur Folge hat,was wiederum zu schneller Verlandung führt.
  10. Der Aushub des Teiches darf nicht zur Aufhöhung des umliegenden Geländes oder etwa zur Auffüllung von Senken verwendet werden. Er kann (wo notwendig) zur Anlage eines niedrigen Schutzwalls dienen, z.B. zur Verhinderung von Nährstoffeinschwemmung aus einem angrenzenden Acker.
  11. Kleingewässer dürfen auf keinen Fall Zuflüsse aus Fließgewässern haben und keine Abflüsse in Fließgewässer, da sie deren Wasser aufwärmen und mit Nährstoffen anreichern. Auch der Anstau eines Fließgewässers zur Anlage eines Teiches ist grundsätzlich abzulehnen.
  12. In das Kleingewässer dürfen keine Tiere eingesetzt werden. Fischbesatz muss notfalls entfernt werden. Untersagt werden muss weiterhin das Halten von Enten an Kleingewässern sowie das Aufstellen von Entenkörben oder Anlegen sonstiger Brutstätten für Geflügel.
  13. Das Wasser des Teiches sollte grundsätzlich nie durch Filter jeder Art gezogen werden, da sie Laich und für die Nahrungskette wichtige Kleintiere und Algen (Plankton) herausfiltern. Wechselnde Trübungen des Wassers sind in einem naturnahen Teich völlig normal und unbedenklich.
  14. Besonders wertvoll sind aus der Sicht des Naturschutzes auch temporäre Gewässer, d.h. sehr flache Gewässer ( Blänken ), die zeitweise trockenfallen.

Gartenteiche müssen soweit notwendig vor kleinen Kindern wirksam gesichert (eingezäunt) werden.

Rainer Seidl, Mettingen

überarbeitet: Nov. 2009