Asylbewerber unterstützen ANTL und Heimatverein Westerkappeln
Für die Brüder Badr und Muhannad Ahmad aus Syrien, Mojtaba Kalaf aus dem Irak und Hekmatullh Bhrami aus Afganistan war es wohl ein ungewöhnlicher Arbeitseinsatz, als Klaus Helms und Bernd Freickmann von der ANTL sie am frühen Samstagmorgen in ihrer Asylunterkunft abholten. Am Slopsteinweg sollte ein Amphibienzaun errichtet werden, damit Kröten und Frösche auf dem Weg zu ihrem Laichgewässer nicht den Straßentod erleiden müssen. Was bewegt Asylbewerber, die eine gefährliche Flucht hinter sich haben, dazu, sich im Naturschutz einzubringen? Es ist ein deutliches Signal und ein erster Schritt, sich zu integrieren. Anfängliche Deutschkenntnisse und ein wenig Englisch halfen bei der Verständigung. ANTL und Heimatverein Westerkappeln, die diese Aktion geplant hatten, waren dankbar auch für diese Hilfe. Das Zaunmaterial wurde gestiftet von Christina Windmöller, dem Heimatverein Westerkappeln und der Gemeinde Westerkappeln. So konnte der Arbeitseinsatz gut organisiert starten.
Stiefel in Schuhgröße 45 waren zwar reichlich groß für Badr, aber das kümmerte ihn nicht. Seine Aufgabe beim Zaunbau war es, zusammen mit Motjaba den Zaun an den Metallstangen zu befestigen. Das Zaungewebe muss unten am Erdboden leicht eingegraben werden, damit Kröten, Frösche, Molche und Salamander gezwungen sind, am Zaun entlang zu wandern, bis sie in den nächsten eingegrabenen Eimer plumpsen. Dort gefangen müssen sich die Amphibien gedulden bis am frühen Morgen des nächsten Tages die Eimerkontrolle erfolgt. Der „Fang“ der vergangenen Nacht wird bestimmt und gezählt und in Nähe des Laichgewässers wieder ausgesetzt. So erfolgt die Straßenquerung ohne Risiko für die Kröten, die zahlenmäßig den überwiegenden Anteil ausmachen. In den vergangenen Jahren konnten bei diesen Schutzmaßnahmen auch Vorkommen von Bergmolch, Teichmolch, Kammmolch, Grasfrosch und Teichfrosch festgestellt werden. Immer wieder hofft man selten gewordene Arten wie die Knoblauchskröte oder den Feuersalamander wiederentdecken zu können.
Nach erfolgter Eiablage im Laichgewässer wandern die erwachsenen Tiere wieder in die Umgebung. Dann droht ihnen beim Überqueren der Straßen ein weiteres Mal der Straßentod, wäre da nicht wieder der Zaun und der helfende Mensch, der Kröte und Frosch sicher über die Straße bringt. Die Jungtiere der Kröten verlassen das Laichgewässer nach einem Zwischenstadium als Kaulquappe im Frühsommer und werden später in das Laichgewässer zurückkehren, in dem sie aus dem Ei geschlüpft sind. Nicht nur am Präriesee erfolgt in den nächsten Wochen die Amphibienwanderung. Die Naturschützer bitten Autofahrer, durch ihre Fahrweise in der Nähe von Gewässern Rücksicht zu nehmen auf Kröte und Co. Besonders kritische Bereiche sollten gemieden oder umfahren werden.
Die biologischen Zusammenhänge und die Lebensweise unserer heimischen Amphibien konnten Badr, Muhannad, Mojtaba und Hekmatullh vermutlich nicht näher gebracht werden, wohl aber das Besondere einer gemeinschaftlichen Aktion. ANTL und Heimatverein sind sich sicher, bei anderer Gelegenheit ebenfalls Unterstützung von ihnen zu bekommen.
Text: Irmgard Heicks (ANTL)