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Rückblick: Zum Auftakt der neuen Serie der „Teuto Talks – Wissenschaft trifft Naturschutzpraxis“ stellte Simon Clausing „10 Biotope für die lebendige Vielfalt der Siedlungslandschaft“ einem interessierten Publikum im Naturschutzzentrum Sägemühle vor, dies Ergebnisse seiner Masterarbeit an der Akademie für Angewandte Vegetationskunde der Universität Oldenburg. In seinem Vortrag ging es nicht um Naturschutzgebiete sondern gerade um den Siedlungsbereich und die Potentiale für eine lebendige Natur. Blütenreiche „Lichtrasen oder Magerrasen“ im Gegensatz zum intensiv bewirtschafteten Grünland oder kurz gemähten Rasenflächen in Siedlungsgebieten eine große biologische Vielfalt, sind aber mehr und mehr verschwunden. Als nächstes Biotop nannte der Referent die „Staudensäume“ mit mehrjährigen Pflanzen wie dem von Schmetterlingen geliebten Wilden Majoran, die Zypressen-Wolfsmilch oder den Blutstorchschnabel. „Artenreiche Äcker“ mit einjährigen Ackerwildkräutern wie unsere Großeltern sie noch kannten, sind in unserer Kulturlandschaft weitestgehend verschwunden. Aber schon auf kleinen Flächen in der Größe von etwa 10 m2 kann im Garten eine solche Vegetation hergestellt werden. Simon Clausing empfiehlt eine lockere Herbsteinsaat mit Winterroggen oder -gerste in Verbindung mit den Ackerwildkräutern. In den Dörfern gab es einst artenreiche Säume mit teils verwilderten Pflanzen, oft auch Heil- und Gewürzpflanzen wie z.B. Guter Heinrich, Königskerze oder Herzgespann. Viele dieser einstigen Allerweltsarten stehen heute auf der Roten Liste bedrohter Pflanzen. Leider wurden diese „Dorfsäume“ im Zuge von „Unser Dorf soll schöner werden“ vernichtet. Ein weiteres artenreiches Biotop können besonnte Mauern mit offenen Fugen sein. Der Referent unterscheidet dabei Mauerfuß, Mauerflanke und Mauerkopf. Auf den Kronen können Mauerpfeffer oder Felsenfetthenne gedeihen und in der seitlichen Mauer eignet sich Mauerzimbelkraut oder die Rote Spornblume. Hübsch sieht im Frühling ein Farbtupfer von Goldlack vor der Mauer aus. Das artenreichste Biotop überhaupt kann die Mähwiese oder Heuwiese sein. Urlauber kennen die bunten Wiesen in den Alpen oder in Süddeutschland. Vielfalt entsteht aber nur wenn die Voraussetzungen stimmen. Dazu gehört eine ein bis dreimalige Mahd pro Jahr. Simon Clausing rät einen Teil des Gartens in einen solchen Hotspot der Biodiversität zu verwandeln. Dazu sollte der Rasen scharf abgemäht und der Boden etwas aufgerissen werden, Regionales Saatgut eingebracht werden und mit etwas Geduld auf bunte Blumen und Insekten warten. Idealer Weise mäht man nicht die ganze Fläche in eins, sondern zu verschiedenen Zeitpunkten, so dass sich Samen bilden können und den Fortbestand der Arten gesichert ist. „Weiden“ auf wechselfeuchten Standorten, im Siedlungsbereich eher seltener, sind wertvoll besonders für Tierarten. Weniger vermuten würde man, dass sich selbst auf feuchten Wegrändern und in Fahrspuren eine spezielle Vegetation entwickeln kann. Störungen durch Überfahren sind dabei kein Problem für die Lebenskünstler, wichtig aber sind Sonne und nasse Füße. An solchen Stellen sind z.B. das vom Aussterben bedrohte Gelbe Zyperngras, das Liegende Johanniskraut, die Knorpelmiere oder das Ruhrkraut anzutreffen. Selbst in Rasengittersteinen oder in Fugen nasser Pflasterflächen können sich diese Pflanzen ansiedeln, wenn man sie nur lässt. Offene Blänken und Heideweiher, die nur periodisch Wasser führen können sich zu wertvollen Biotopen entwickeln, gut für den Kriechenden Igelstrauch, das Sumpfjohanniskraut oder die Armleuchteralgen. Amphibien wie die Gelbbauchunke und andere profitieren ebenfalls von solchen Gewässern. Zum Schluss seines Vortrags gab es noch Informationen und Tipps zum Biotop „Teich“, wobei hier die größte Vielfalt im Wasser lebt. Eine lichtoffene Lage und klares nicht zu nährstoffreiches Wasser sind wichtig. Laubeintrag sei zu vermeiden, möglichst keine Seerosen und wenn dann nur die schwachwüchsige Gelbe Zwergseerose, und bloß keine Fische, so der Referent. Simon Clausing musste noch viele Fragen zu den Biotoptypen des Siedlungsraumes beantworten und gab den Zuhörern und Zuhörerinnen mit auf den Weg, Potentiale im Garten, auf öffentlichen Flächen und an den Verkehrswegen zu erkennen und zu nutzen, damit die aus dem Ortsbild verschwundenen Pflanzen wieder eine Chance bekommen.

Simon Clausing referierte am 23. Oktober zum Thema „10 Biotope für die Vielfalt der Siedlungslandschaft“

Der Vortrag zum Thema „Wohin fliegen die Brachvögel im Winter?“ wird im Herbst 2024 stattfinden.

Bild: Brachvogel mit seinem charakteristischen langen, gebogenen Schnabel (© Steffen Kämpfer).

Teuto Talks:

Wie bei allen Vorträgen der Reihe ist eine anschließende lebhafte Diskussion ausdrücklich erwünscht.

Die Veranstaltungen richten sich an alle, die sich für Naturschutz interessieren, insbesondere auch Aktive aus dem amtlichen und ehrenamtlichen Naturschutz.

Veranstaltungsort: Tenne am ANTL-Naturschutzzentrum „Sägemühle“ (Bahnhofstr. 73)

Dauer der Veranstaltungen: ca. 2 Stunden (Vortrag und Diskussion)

Die Veranstaltungen sind kostenlos – um eine Spende wird gebeten (Empfehlung: 5 €)