Können Damhirsche die Schafbeweidung ersetzen?

Auftaktveranstaltung „Teuto Talks“ mit Dr. Denise Rupprecht

Es geht nichts über die Schafbeweidung, um Kalkmagerrasen von Gehölzen und übermäßigem Grasbewuchs frei zu halten, so das Resümee von Dr. Denise Rupprecht. Die Ökologin stellte die Ergebnisse einer Forschungsarbeit über den Einfluss der Damhirsche auf die Verwaldung von Kalkmagerrasen im Naturschutzzentrum Sägemühle vor. Ihr Vortrag bildete den Auftakt der „Teuto Talks“, eine Vortragsreihe, die Themen aus Wissenschaft und Naturschutzpraxis verbindet.

Annika Tiessen, Mitarbeiterin der Biologischen Station und Moderatorin des Abends, freute sich über die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer. Danach hatte Dr. Denise Rupprecht von der Arbeitsgruppe Biodiversität und Ökosystemforschung am Institut für Landschaftsökologie der Universität Münster das Wort. In dem Forschungsprojekt, das auf den aufgelassenen Steinbrüchen der Firma Dyckerhoff in Lengerich stattfand, wurde der Einfluss der dort lebenden Damhirsch-Population auf die Vegetation der Kalkmagerrasen erforscht. Damhirsche haben ein ähnliches Nahrungsspektrum wie Schafe und könnten evtl. zur Grünlandpflege beitragen. An verschiedenen Stellen in den ehemaligen Steinbrüchen wurden sogenannte Exclosures eingerichtet, eine Umzäunung, die weder vom Wild noch von den Schafen zugänglich war, und ein weiterer Bereich, der nur umzäunt wurde, wenn sich der Schäfer mit seiner Herde für einen kurzen Zeitraum auf der Fläche aufhielt und die Schafe ausschloss, anschließend aber wieder zugänglich war für das Wild. Des Weiteren gehörte eine gekennzeichnete Kontrollfläche ohne jegliche Begrenzungen zum Versuch. Ganz ohne Beweidung verbuschten auch die mageren Böden in den Steinbrüchen schon nach wenigen Jahren und entwickelten einen dichten Filz aus abgestorbenen Gräsern. Lichtbedürftige Kalk-Pflanzen, darunter zahlreiche Orchideen, werden unterdrückt und die typische Artenvielfalt der Kalkmagerrasen verschwindet. Die Flächen, die ausschließlich vom Damwild beweidet wurden, zeigten schon eine sehr viel höhere Artenvielfalt in der Vegetation. Es war somit im Hinblick auf die Kalkmagerrasen ein messbarer Effekt durch die Damhirsche feststellbar. Dr. Rupprecht machte aber gleich deutlich, dass dieses positive Ergebnis nur für die Kalkmagerrasen gelte, im Wald und in landwirtschaftlichen Kulturen aber durchaus Schäden durch einen hohen Wildbesatz an Damtieren auftreten könne. Den größten Einfluss habe aber die bisher praktizierte Beweidung durch die Schafe. Auf einigen Flächen dürfte sogar noch intensiver beweidet werden, um ein Verfilzen der Bodenoberfläche durch absterbende Gräser zu verhindern. Da macht es auch nichts, wenn die Schafe die eine oder andere geschützte Orchidee mal abfressen. Denn die Schafbeweidung erzeugt eine kurze Vegetationsdecke mit zahlreichen offenen Bodenstellen und bietet so gute Keimbedingungen für die feinen Orchideensamen.

Zum Erhalt der überaus artenreichen und wertvollen Kalkmagerrasen sollte die Schafbeweidung unbedingt weitergeführt werden, so die Referentin zum Schluss ihres Vortrags, der in eine lebhafte Diskussion überging.