„Dachbegrünungen – Gewinn für die Biodiversität“ – Vortrag im Rahmen der Teuto Talks – Wissenschaft trifft Praxis

„Extensive Dachbegrünungen in urbanen Landschaften als Lebensraum für Insekten – ein Modellvorhaben im Nordwestdeutschen Tiefland“, hinter diesem zwar etwas sperrigen Titel verbarg sich ein interessanter Vortrag von Daniel Jeschke von der Hochschule Osnabrück, der sich in einem Forschungsprojekt mit den Chancen von Dachbegrünungen zur Erhöhung der Biodiversität befasst. Die Deele des Naturschutzzentrums füllte sich am vergangenen Montag mehr und mehr, was die Organisatorinnen der Teuto Talks, die ANTL und die Biologische Station Kreis Steinfurt, freute. Einige Personen im Publikum hatten ein besonderes Interesse an weitergehenden Informationen, da sie ihre bereits vorhandene Dachbegrünung optimieren wollen oder über die Eindeckung ihrer Gebäude mit einem Gründach nachdenken.

Die Steinwüsten unserer Städte können durch Dachbegrünungen in vielerlei Hinsicht verbessert werden, so der Tenor des Referenten. Sie dienen dem Regenwasserrückhalt und der Abflussverzögerung, was Hochwasserrisiken etwas lindern kann. Durch die langsame Verdunstung und damit Kühlung wird das Stadtklima positiv beeinflusst, Feinstaub wird gebunden und  eutzutage werden i.d.R. artenarme Gründächer mit Sedum-Arten angelegt, die meistens nicht heimisch sind. In dem Forschungsprojekt von Daniel Jeschke an der Hochschule Osnabrück geht es darum, heimische Pflanzenarten zu erkennen, die den mitunter widrigen Bedingungen auf einem Dach bei extensiver Bewirtschaftung standhalten können. Das heißt: keine Düngung, kein Pflanzenschutz, Bewässerung nur im äußersten Fall. Das aufgebrachte Substrat bringt schon einiges an Gewicht mit und kann eine Menge Wasser aufnehmen, was zusätzlich wiegt. Die Statik zu berücksichtigen sei darum sehr wichtig, so Daniel Jeschke, denn ein solches Dach müsse im wassergesättigten Zustand bei einer Auflage von 9 cm 146 kg/m2 tragen können. Der Referent empfiehlt eine Ansaat bevorzugt im Spätsommer mit entsprechendem Saatgut, das nur gebietsheimische Pflanzenarten enthält, oder eine Übertragung von Mahd Gut von geeigneten Magerrasenflächen, damit die Samen am neuen Standort ausfallen und keimen können. Ganz ohne Pflege kommt auch ein Gründach nicht aus. Es sollten eine moderate Mahd erfolgen und keimende Gehölze entfernt werden. Beschattete Bereiche eines Gründachs weisen oft eine andere Vegetation auf als die ständig besonnten, was die Artenvielfalt abermals erhöht.

Eine bunte Pflanzengesellschaft lockt automatisch Insekten an, die weiterhin gefördert werden können durch Anlegen von Sandlinsen an statisch besonders belastbaren Punkten wie z.B. tragenden Mauern, Insektennisthilfen und Totholzhaufen. Auf dem Gründach einer größeren Firma hat man allein 26 Wildbienenarten feststellen können. Heuschrecken und Schmetterlinge sind ebenfalls Bewohner und Besucher begrünter Dächer. Dort wo es Insekten gibt, sind auch Vögel anzutreffen. Der Austernfischer lässt sich gerne auf solchen Dächern nieder. Dachbegrünungen bieten somit auch ein großes Potential für unsere Insektenwelt. Eine Dachbegrünung ließe sich auch mit eine PV-Anlage kombinieren, erwähnte der Referent.

Daniel Jeschke wies in der anschließenden Fragerunde auf Förderprogramme hin, die teilweise auch von den Kommunen angeboten werden, und beantwortete viele Fragen aus dem Publikum zum Aufbau der Dachbegrünungen, zur Dachneigung, zum Material, zur Pflege und zur Kompensationsfähigkeit solcher Flächen. Am Schluss des Vortrags gab es Hinweise zu weiteren Informations- und Bezugsquellen für diejenigen, die nun die Theorie in die Tat umsetzten wollen.

Die Vortragsreihe Teuto Talks soll im Herbst fortgesetzt werden.